Selektivität

Inwieweit sind die BASE-Befunde verallgemeinerbar?

Um diese Frage zu beantworten, wurde ein besonderes Augenmerk auf die Selektivität gerichtet. Dabei geht es darum zu prüfen, ob die untersuchten Stichproben für die Altenbevölkerung repräsentativ und damit die Ergebnisse verallgemeinerbar sind. In Längsschnittstudien des Alterns ist der Stichprobenausfall wegen Krankheit und Tod im Laufe der Zeit eine besondere Herausforderung, wird aber selten systematisch untersucht.

In BASE ergab sich für die Kernstichprobe eine relativ geringfügige Selektivität gegenüber der Ausgangsstichprobe. Die querschnittlichen Ergebnisse der Berliner Altersstudie können also mit einer recht guten Zuverlässigkeit und Gültigkeit verallgemeinert werden. In der längsschnittlichen Fortführung wirkt sich die Selektivität zunehmend stärker aus. Da sie jedoch immer wieder explizit analysiert wurde, ist es möglich, selektivitätsbedingte Verzerrungen bei der Bewertung von Ergebnissen einzubeziehen.

Selektivitätsanalysen

 Methode

Am ersten Messzeitpunkt wurden verschiedene Teilnahmeebenen unterschieden. Auch für die "Nichtteilnehmer" an der Berliner Altersstudie lagen basale Daten aus dem Melderegister vor (s. Abbildung). An jeder weiteren Teilnahmeebene (Kurzbefragung, Ersterhebung, Intensivprotokoll) kamen weitere Daten dazu. Durch sukzessiven Vergleich der Stichproben der verschiedenen Teilnahmeebenen war es unter Nutzung der vorliegenden Informationen möglich, Selektivitätseffekte zu prüfen (vgl. Lindenberger et al., 2010).

Die längsschnittlichen Selektivitätsanalysen wurden auf entsprechende Weise durchgeführt (s. Ghisletta, McArdle, & Lindenberger, 2006; Lindenberger, Singer, & Baltes, 2002).

Warum ist Selektivität wichtig?

Wenn vor allem jüngere, gesunde und aktive Personen an einer Altersstudie teilnehmen (wie es oft bei Untersuchungen von Freiwilligen der Fall ist), kann ein zu positives Bild des Alter(n)s entstehen. Bei BASE wurde zwar eine geschichtete Zufallsstichprobe aus dem Melderegister gezogen (also z.B. auch Personen, die im Seniorenheim leben), es wäre aber möglich, dass nur die gesünderen und kognitiv fitteren Personen zur Teilnahme an dieser aufwändigen Studie bereit gewesen wären. Mithilfe der Selektivitätsanalysen lässt sich nachweisen, dass die positive Verzerrung des in BASE beobachteten Alter(n)sbildes sich in engen Grenzen hält. BASE kann also eine gute Repräsentation der Realität des Alter(n)s liefern.


Ausgewählte Publikationen

Ghisletta, P., McArdle, J. J., & Lindenberger, U. (2006). Longitudinal cognition-survival relations in old and very old age: 13-year data from the Berlin Aging Study. European Psychologist, 11, 204–223. https://doi.org/10.1027/1016-9040.11.3.204

Lindenberger, U., Gilberg, R., Pötter, U., Little, T. D., & Baltes, P. B. (2010). Stichprobenselektivität und Generalisierbarkeit der Ergebnisse in der Berliner Altersstudie. In U. Lindenberger, J. Smith, K. U. Mayer, & P. B. Baltes (Eds.), Die Berliner Altersstudie (3rd ed., pp. 89–112). Akademie Verlag. Volltext

Lindenberger, U., Singer, T., & Baltes, P. B. (2002). Longitudinal selectivity in aging populations: Separating mortality-associated versus experimental components in the Berlin Aging Study (BASE). Journal of Gerontology: Psychological Sciences, 57B, P474–P482. https://doi.org/10.1093/geronb/57.6.P474

Siehe auch Publikationen

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