Ein von jungen Jahren an sportlich aktives Leben schützt Männer vor Muskelschwund im Alter

6. Januar 2016

Männer, die seit dem jungen Erwachsenenalter kontinuierlich Sport treiben, leiden im Alter seltener an einem Rückgang der Muskelmasse, der sogenannten Sarkopenie. Das haben Forscher der Charité – Universitätsmedizin Berlin in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) herausgefunden. Die Ergebnisse der aktuellen Studie sind in der Fachzeitschrift Journals of Gerontology* veröffentlicht.

Der Verlust an Muskelmasse und damit an Muskelkraft ist Teil des normalen Alterungsprozesses. Zwischen dem 45. und dem 90. Lebensjahr verliert ein gesunder Mensch etwa die Hälfte dieser Muskelmasse. Doch wenn sie und die damit verbundene Muskelkraft im Alter übermäßig schwinden, sprechen Experten von Sarkopenie. Bei Menschen, die darunter leiden, besteht mitunter ein erhöhtes Risiko für Stürze und Knochenbrüche.

Wissenschaftler der Charité und des SOEP im Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung Berlin (DIW) haben jetzt erforscht, inwieweit Sport in den verschiedenen Lebensphasen des Menschen das Risiko einer Sarkopenie senken kann. Hierfür wurden im Rahmen der Berliner Altersstudie II (BASE-II) 891 Männer und Frauen im Alter von 60 bis 85 Jahren an der Charité medizinisch untersucht und befragt. Die Fragen stammen aus dem Katalog des SOEP, der größten und am längsten laufenden multidisziplinären Langzeitstudie in Deutschland.

Die Auswertung der Ergebnisse zeigt: Männer, die bereits im jungen Erwachsenenalter von weniger als 30 Jahren begonnen hatten, Sport zu treiben und bis heute sportlich aktiv sind, haben im Vergleich zu Männern, die nie im Leben aktiv Sport gemacht haben, einen deutlich höheren Anteil an Muskelmasse. Damit haben sie nur ein halb so hohes Risiko an Sarkopenie zu erkranken. Auch bei einem Greifkrafttest, der über die Muskelkraft und den allgemeinen Gesundheitszustand Auskunft gibt, schnitten sie deutlich besser ab.

Doch Sport sollte kontinuierlich betrieben werden: „Nur als junger Mann Sport zu treiben oder erst als Senior damit zu beginnen, reicht nicht aus, um das Risiko einer Sarkopenie zu verringern“, sagt der Gesundheitsökonom Peter Eibich, Erstautor der Studie. Privatdozentin Dr. Kristina Norman, Medizinwissenschaftlerin in der Forschungsgruppe Geriatrie der Charité, fügt hinzu: „Bei den Männern, die nur in jungen Jahren oder erst kurz vor der Untersuchung trainiert hatten, zeigte sich im Vergleich zu Männern, die nie Sport getrieben haben, kein messbarer Effekt auf die Muskelmasse oder die Greifkraft.“ Bei Frauen hingegen konnten die Forscher keine signifikante Veränderung der Muskelmasse feststellen, unabhängig davon, in welchem Lebensalter und wie kontinuierlich sie Sport getrieben haben. Die an der Studie beteiligten Wissenschaftler fordern mehr Gesundheitsprogramme, die insbesondere junge Erwachsene motivieren, regelmäßig Sport zu treiben.

*Peter Eibich, Nikolaus Buchmann, Martin Kroh, Gert G. Wagner, Elisabeth Steinhagen-Thiessen, Ilja Demuth, Kristina Norman. Exercise at Different Ages and Appendicular Lean Mass and Strength in Later Life: Results from the Berlin Aging Study II, The Journals of Gerontology: Series A, Medical Sciences, [online first: 2015-09-09], 2015. doi: 10.1093/gerona/glv171.

Original Presseinformationen, vergleiche Pressemitteilung Charité/SOEP

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